Das Schauspiel Hannover setzt unter der Intendanz von Sonja Anders auf gesellschaftspolitisch relevante Themen und fahndet in über 30 Premieren pro Spielzeit nach neuen Utopien. Neben Klassikern prägen eine Vielzahl an Uraufführungen den Spielplan. Gespielt wird im Schauspielhaus, Cumberland, im Ballhof Eins und Zwei, aber auch an Orten jenseits der Theaterbühne.
Das Schauspielhaus mit 630 Plätzen wurde 1992 eröffnet. Dem Haus eng verbunden sind unter anderem die Regisseure Stephan Kimmig, Julia Wissert und Laura Linnenbaum. Hinzu kommen Regiehandschriften u. a. von Lilja Rupprecht, Friederike Heller, Kevin Rittberger, Anne Lenk und anderen.
Das Junge Schauspiel weitet seinen Spiel- und Wirkungsraum aus. Junge Lebenswelten sind, neben dem Ballhof, der sich in Hannovers Altstadt mit den Spielstätten Ballhof Eins und Zwei als Ort für junge Themen etabliert hat, in allen Spielstätten zu sehen, so dass sich Generationen treffen und mischen können.
Die Cumberlandsche Galerie, die bereits 1883 entstand, wird zu einem Ort der Öffnung für Künstler und Künstlerinnen aus Hannover und der Welt. Clubs, Gespräche, Partys, Lesungen, Kooperationen mit der Stadtgesellschaft finden hier Platz. Als zentrales Format lädt die künstlerische Workshop-Reihe „Universen“ Hannovers Bürger und Bürgerinnen zu einer Weiterentwicklung ihrer persönlichen Ausdrucksformen, Künsten und Sprachen ein.
Ein musikalischer Abend zu 100 Jahren Hildegard Knef
Premiere: 12.12.2025
„Mir sollten sämtliche Wunder begegnen“
Ella Fitzgerald sagte über Hildegard Knef, sie sei „the greatest singer without a voice“, die größte Sängerin ohne Stimme. Es reichte zu einer Weltkarriere: als Schauspielerin, als Sängerin und als Schriftstellerin. Im Dezember 2025 wäre die Knef einhundert Jahre alt geworden. Eine Ikone bis heute.
Hildegard Knef war mindestens anderthalb Frauen. Der einzige weibliche Weltstar, den Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hervorvorbrachte. In Hollywood teilte sie mit Marilyn Monroe eine Garderobe, Marlene Dietrich stattete sie mit Mänteln und Kleidern aus. Sie trat zwei Jahre lang ausverkauft am Broadway auf und ruinierte fast ihre Stimmbänder. Ehe sie als Sängerin und eine der ersten Songschreiberinnen überhaupt eine dritte Karriere machte. Oder war es schon ihre vierte?
Hilde Knef war Stehauf-Frau. Diva mit Haltung. Künstliche Wimpern und Bodenständigkeit. Das Herz am rechten Fleck, nein, besser: am linken; denn sie positionierte sich couragiert gegen alles Spießige, gegen alte und neue Nazis. Sie trug ihr Herz auf der Zunge. Ehrlich. Verletzlich. Schonungslos und schwach und stark. Gefallener Engel, als sie aus den USA nach Deutschland zurückkam, Phoenix aus der Asche, als sie mit ihrem autofiktionalen Roman „Der geschenkte Gaul“ einen Weltbestseller landete und auf ihren Tourneen die Konzertsäle füllte.
Es ist Zeit, Hildegard Knef (wieder) zu entdecken. Sie und ihre unverwechselbaren Songs — von Hits wie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Von nun an ging’s bergab“ bis zu selten gespielten Raritäten. Ein Kritiker meinte, Hildegard Knef habe als Sängerin und Texterin „die deutsche Popmusik im Alleingang erwachsen gemacht“. Sie sang nicht über heile Welt, sondern über One-Night-Stands und Liebe, die scheitert, Chansons, die Kurzgeschichten sind, raffiniert und verrucht. Eine Inspiration für Generationen von Menschen. Eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat. Und wie!
Katrin Lindner hat offenbar ein Faible für die großen Film- und Musik-Ikonen. Als junge Regisseurin gestaltete sie mit der Schauspielerin Maja Beckmann am Schauspielhaus Bochum einen hinreißenden Abend über Romy Schneider: „Das Sisi-Syndrom“. Später inszenierte sie im Bochumer Kunstbunker ein Solo über Marlene Dietrich. Seitdem folgten Arbeiten u. a. an der Volksbühne Berlin, dem Schauspielhaus Bochum, dem Nationaltheater Mannheim und dem Staatstheater Nürnberg. Zuletzt inszenierte sie an den Münchner Kammerspielen „Fremd“ von Michel Friedman als ergreifendes Schauspielerinnen- Solo. — Lars Ehrhardt wiederum ist in Hannover kein Unbekannter: Der Gitarrist, Songwriter und Musikproduzent ist hier geboren, betreibt in der Stadt ein eigenes Tonstudio und war auch schon im Schauspiel Hannover zu erleben: im Familienstück „Hex. Dornröschen im Feenwald“. Als Musikalischer Leiter war er an zahlreichen Theaterproduktionen beteiligt, u. a. am Thalia Theater und am Schauspielhaus Bochum.
Inszenierung: Katrin Lindner
Musikalische Leitung: Lars Ehrhardt
Bühne: Evi Bauer
Kostüm: Lene Schwind
Video: Jana Schatz
Licht: Tobias Reichstein
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Termine
Fr 12.12.2025, 19:30 | Premiere
Di 16.12.2025, 19:30
Mo 29.12.2025, 19:30und weitere Termine
Mi 31.12.2025, 18:00
Mi 31.12.2025, 21:00
Sa 17.1.2026, 19:30
So 15.2.2026, 17:00
Do 26.3.2026, 19:30
Bewertungen & Berichte Ich will alles - oder nichts!
Schauspiel
Blind
von Lot Vekemans / Deutsch von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach
Premiere: 16.1.2026
„Sag mal, was bringt dir das eigentlich, mit dem Finger auf andere zu zeigen? Genau zu wissen, wer auf der falschen Seite steht und warum? “
Die meistgespielte niederländische Theaterautorin Lot Vekemans hat mit „Blind“ das Stück zur Zeit geschrieben. Richard lebt in einer streng gesicherten Gated Community, in die er sich nach dem Tod seiner Frau zurückgezo¬gen hat. Ohne ersichtlichen Grund entlässt er seine Haushälterin und verlangt von seiner einzigen Tochter Helen, sich um ihn zu kümmern, da er droht zu erblinden.
Die Beziehung zwischen Vater und Tochter war lange distanziert — zu groß sind die Differenzen, die sie trennen. Richard, einst ein erfolgreicher Ingenieur für Wasserwirtschaft und noch immer von seinem eigenen Können überzeugt, verachtet Helens idealistische Haltung als Anwältin und lehnt die Wahl ihres Ehemanns, eines Schwarzen Intellektuellen, ab. Helen wiederum wirft ihm vor, sich vor den Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft zu verschließen — von Geschlechter¬gerechtigkeit über Rassismus bis zum verantwortungs¬vollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Während eines ihrer Besuche kommt es zu einem Zwischenfall: Die elektrischen Rollläden schließen sich plötzlich, als wäre ein Überfall im Gange. Vater und Tochter sind gezwungen, miteinander auszuharren — ob sie wollen oder nicht.
Lot Vekemans (deren Erfolgsstück „Judas“ bereits in der Cumberlandschen Galerie zu sehen war) beleuchtet in ihrem neusten Werk mit großer Sensibilität die scheinbar unüberbrückbaren Gegensätze, die heute in vielen Familien und Freundeskreisen zu Konflikten führen. Richard und Helen kämpfen politisch und persönlich miteinander — um die richtige Weltsicht, um ihre Souveränität, aber auch um ihre gegenseitige Liebe als Tochter und Vater. Wir erleben eine Beziehung, die menschlicher und tiefer kaum sein kann — wie ihm wahren Leben.
Die junge Regisseurin Leonie Rebentisch hat zuletzt mit ihrer Bühnenadaption des Romans „Gittersee“ am Berliner Ensemble auf sich aufmerksam gemacht. Einfühlsam, ohne falsches Sentiment und mit präzisem Fokus auf die Schauspieler*innen inszenierte sie die Geschichte rund um Republikflucht, Coming of Age und eine Jugendliche, die von der Stasi der DDR angeworben wird. Die Presse lobte die „schöne, klare, nie plakative Spielweise“ und die „Spannung und Psychologie, ohne dem Publikum das Denken abzunehmen“. Die Inszenierung wurde 2025 zum Festival „Radikal jung“ eingeladen. Leonie Rebentisch interessiert sich vor allem für dichte und ambivalente Beziehungskonstellationen, von denen auch „Blind“ eindrucksvoll handelt.
Inszenierung: Leonie Rebentisch
Bühne und Kostüm: Sabine Mäder
Komposition: Fabian Kuss
Licht: Mario Waldowski
Dramaturgie: Yunus Ersoy
mit Texten von Mareike Fallwickl, lynn t musiol und Jacinta Nandi
Premiere: 23.1.2026
„Die Lüneburg-Braunschweig-Hannoverschen hatten immer schon einen Hang zum Größenwahn.“
Der Adel und die Monarchie dienen seit jeher als Projektionsfläche und Faszinosum. Jeder royale Fehltritt, jeder Betrug, jeder Skandal, jede Eheschließung und jede Intrige tragen das Potenzial in sich, die Massen zu bewegen. Was ist es, das uns so nachhaltig an den Royals und ihren fernen Leben begeistert — und auch triggert? Serien wie „Die Kaiserin“ und „The Crown“ bezeugen eine widersprüchliche Faszination für ihr exklusives Dasein. Denn neben Luxus und Pomp scheint gerade die dunkle Seite der Macht ihr Schillern zu ermöglichen: Einsamkeit, Leistungsdruck, Missbrauch und Selbstausbeutung prägen die meisten royalen Biografien. Die Auserkorenen sind selten glücklich. Und welche Legitimation hat eigentlich eine nicht-gewählte Super-Elite, an deren Händen oft Blut und koloniale Landnahme kleben? Woher kommt überhaupt das ganze Geld? Die Royals bedürfen einer kritischen Inventur. Jorinde Dröse lässt in ihrer Inszenierung verschiedene adlige Frauenfiguren der letzten Jahrhunderte aufeinandertreffen und sucht mit ihnen nach den Funktionen, die sie in unserer Geschichtsschreibung, Unterhaltungskultur und im Patriarchat erfüllen. Welche Schwesternschaften und Allianzen könnten über die Orte, Klassen und Zeiten hinweg die Hütten und Paläste zu gerechten und freien Orten machen?
Jorinde Dröse studierte Regie in Hamburg und inszenierte bis 2016 an verschiedenen großen Theatern. Seit 2009 arbeitet sie zudem als Mutter. 2016 machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin und war in einer Waldkita tätig. Mit der Spielzeit 21/22 nahm Jorine Dröse ihre Arbeit als Regisseurin wieder auf und setzt in ihren Inszenierungen den Fokus auf feministische Narrative und Diversität. 2023 und 2025 entstanden am Schauspiel Hannover die Erfolgsinszenierungen „Die Wut, die bleibt“ sowie „Und alle so still“, basierend auf den Romanen von Mareike Fallwickl, und 2024 am Berliner Ensemble „#motherfuckinghood“ in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Claude De Demo. Alle drei Inszenierungen verhandeln aufwühlend und persönlich die Themen Mutterschaft und Care-Arbeit.
Inszenierung: Jorinde Dröse
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüm: Juliane Kalkowski
Musik: Lars Wittershagen
Licht: Marie-Luise Fieker
Dramaturgie: Tobias Kluge
Termine
Fr 23.1.2026, 19:30 | Premiere
Fr 30.1.2026, 19:30
So 15.3.2026, 17:00und weitere Termine
„Was mich betrifft, könnten die Erde zerstört, die Urwälder verbrannt und die Gewässer verschlammt werden, aber ich möchte trotzdem ein Kind haben.“
Haben Sie sich in einer gynäkologischen Praxis auch schon einmal gefragt, wohin eigentlich mit der Unterhose? Wie über die Nachwirkungen einer Schwangerschaft sprechen, ohne rot anzulaufen? Und was tun, wenn zwischen kinderlosen Freund*innen plötzlich diese unangenehme Stille entsteht – oder der verächtliche Blick das schreiende Baby trifft? „Die Tage der Hyäne“ behandelt diese Fragen ehrlich, humorvoll und vielschichtig. Die finnische Autorin Saara Turunen erzählt von einer Schriftstellerin, die sich sehnlichst ein Kind wünscht. Von unerbittlichem Ehrgeiz getrieben, ordnet sie sich diesem Ziel vollkommen unter – bis sie sich plötzlich im Körper einer Hyäne wiederfindet, jenes Tiers, das als Aasfresser, Alphaweibchen und für sein hämisches Lachen bekannt ist. Turunen zeichnet das eindrückliche Bild eines Körpers, der fremd geworden ist – und erzählt vom Verschwinden des Rationalen zugunsten eines archaischen, instinktiven Selbst.
Wie schon in früheren Arbeiten widmet sie sich dabei weiblichen Lebensentwürfen. Mit einem feinen Gespür für das Skurrile im Alltäglichen erforscht sie, was eine Fruchtbarkeitsbehandlung für den Körper einer Frau bedeutet, warum Fortpflanzung so häufig über Kontrolle definiert wird und wie gesellschaftliche Erwartungen die eigene Wahrnehmung prägen. Turunen thematisiert Mutterschaft nicht diskursiv, sondern radikal visuell – so präzise wie beiläufig, so humorvoll wie eindringlich. Dabei gelingt es ihr, dem Publikum die Empfindungen der Protagonistin ganz nah zu bringen – man kann mitfühlen, nachvollziehen oder sich an eigene Erlebnisse erinnern. Gerade darin liegt die besondere Kraft ihrer Inszenierung: Mithilfe einer klaren Theatersprache, eindrucksvoller Bilder und einer besonderen Musikalität, in der Donna Summer auf Edvard Grieg trifft, verleiht sie den inneren Zuständen ihrer Figuren Gestalt. Neben dem Porträt eines Lebensabschnitts entfaltet sich zugleich eine Reflexion über Kontrolle, Durchhalteideale und die Mechanismen einer Leistungsgesellschaft. „Die Tage der Hyäne“ richtet sich dabei an alle, die jemals nach etwas gestrebt, Rückschläge erlebt und sich plötzlich in einer fremden Welt wiedergefunden haben.
Saara Turunen arbeitet als Regisseurin und Autorin in Helsinki und international. In ihren Werken untersucht sie weibliche Perspektiven und Identitätsfragen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Normen. Ihr Theater ist radikal visuell – sie verdichtet Emotionen zu kraftvollen Bildern, die im Gedächtnis bleiben. Mit komplexen Soundlandschaften und klaren Kompositionen schafft sie Zugänge zu Gefühlen, die tief im Inneren verborgen scheinen. Ihre Arbeiten wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Inszenierung: Saara Turunen
Bühne: Milja Maaria Aho
Choreografie: Janina Rajakangas
Kostüm: Liisa Pesonen
Video: Ainu Palmu
Licht: Ainu Palmu, Mario Waldowski
Sound: Tuuli Kyttälä
Dramaturgie: Mira Gebhardt
ca. 1 Std. 30 Min., keine Pause
Termine
Sa 29.11.2025, 19:30
Mi 3.12.2025, 19:30
Mi 10.12.2025, 19:30und weitere Termine
nach Hans Christian Andersen in einer Fassung von Moniek Merkx
Ein kaltes Märchen mit einem warmen, leuchtenden Herzen
für Menschen ab 6 Jahren
„Der Frühling kommt von allein. Dafür musst du nichts tun.“
Irgendwo in einem Land im hohen kalten Norden leben zwei Kinder, die jeden Tag zusammen sind. Sie sind unzertrennlich. Gerda und Kay laufen zusammen Schlittschuh, werfen Schneebälle und tollen zwischen den Rosensträuchern herum. Ihr Dorf ist das Paradies auf Erden. Bis eines Tages die Schneekönigin auftaucht und Kay in ihren Eispalast entführt. Schon bald glaubt niemand mehr an Kays Rettung, nur die kleine Gerda gibt nicht auf. Sie zieht ihre roten Stiefel an und macht sich auf die Suche nach ihrem besten Freund. Ihre Reise führt sie in einen verwunschenen Blumengarten, einen goldenen Glitzerpalast und in den dunklen Räuberwald. Doch nirgends ist Kay zu finden. Mit der Hilfe von blauen Vögeln, Rentieren und weisen Frauen gelangt Gerda schließlich zum Eispalast und schaut der Schneekönigin in die Augen!
„Die Schneekönigin“ ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, das ein schwieriges und manchmal einsames Abenteuer ist. Dazu braucht es Ausdauer, Mut und ein liebevolles Herz.
Mit Moniek Merkx haben wir eine weitere herausragende Künstlerin des Kinder- und Jugendtheaters aus den Niederlanden im Programm. Sie führte bei fast 100 Inszenierungen Regie, hat mehr als fünfzig Stücke geschrieben und eine neue Generation niederländischer Theatermacher*innen inspiriert und unterrichtet. Jetse Batelaan („Der unsichtbare Mann“) hat an ihrem Theater seine ersten Regiearbeiten für Kinder entwickelt. Genau, Theaterleiterin war sie nämlich auch, u. a. am Maastheater en Dans in Rotterdam. In ihren Arbeiten verschneidet Moniek Merkx Bewegung, Musik und visuelle Elemente auf einzigartige Art und Weise. Dafür erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, wie zum Beispiel in den USA einen Tony Award. 2021 wurde sie in die niederländische Akademie der Künste aufgenommen.
Moniek Merkx ist seit vielen Jahren eine prägende Stimme im Theater, ihre Inszenierungen begeistern Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Wir sind glücklich und auch ein bisschen stolz, dass sie in Hannover das erste Mal für ein deutschsprachiges Publikum inszenieren wird!
Inszenierung: Moniek Merkx
Bühne: Sanne Danz, Anna Wörl
Kostümkonzept: Nicky Nina de Jong
Kostümadaption und –umsetzung: Robin Simon
Musik: Christoph van Hal
Choreografie: Art Wutthinan Srisayam
Licht: Marie-Luise Fieker
Dramaturgie: Cathrin Rose
ca. 1 Std. 30 Min., keine Pause
Termine
So 30.11.2025, 14:00
So 30.11.2025, 17:00
So 7.12.2025, 14:00und weitere Termine
So 7.12.2025, 17:00
So 14.12.2025, 16:00
Mo 15.12.2025, 12:30
Mo 15.12.2025, 19:30
Di 16.12.2025, 10:30
Mi 17.12.2025, 10:30
Do 18.12.2025, 10:30
So 21.12.2025, 16:00
Do 25.12.2025, 16:00
Fr 26.12.2025, 14:00
Fr 26.12.2025, 17:00
frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears
auf Grundlage einer Übersetzung von Thomas Vormbaum
„I love you, I love you, I love you, I love you“
Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2022
Eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2022
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Theaterpreis Der Faust für Paul Hankinson und Jonas Holle
Was, wenn man liebt mit ganzem Herzen, aber diese Liebe unerfüllt bleibt? In der Sammlung von Gedichten und Liedern „Vita Nova“ (Das neue Leben) gibt der Dichter Dante Einblick in seine Gefühle für Beatrice. Mit neun Jahren verliebt er sich unsterblich, erst mit 18 sieht er Beatrice wieder, und nie kommt es zu einer Begegnung — ehe sie schon mit 24 verstirbt. Dante widmet Beatrice sein Leben und all sein Schreiben: Ihr folgt er in seinem Jahrtausendbuch „Die Göttliche Komödie“ von der Hölle durchs Fegefeuer ins Paradies, um sie dort zumindest in der Fiktion wiederzutreffen.
Zu Lebzeiten hat Dante Beatrice seine Liebe nie gestanden, ihr früher Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke. Wie geht man damit um, wenn man etwas nicht gemacht hat? Die Hoffnung auf eine zweite Chance kennen wir alle, auf einen Neuanfang. Aber wie macht man das eigentlich? Mit dieser Leitfrage nähern sich Christopher Rüping und sein Ensemble den mehr als 700 Jahre alten Texten, erzählen sie weiter, durchleben sie gemeinsam. Liebesgedichte aus dem Spätmittelalter treffen auf Popsongs von heute. Daraus entsteht ein Begegnungsraum von zarter Schönheit und großer Kraft. Ein einzigartiger theatraler Trip von der Erde in den Himmel und zurück — auf den Spuren wahrer Liebe und der großen und kleinen Lebensfragen.
Was kann ein neues Leben sein, wenn das alte nicht mehr möglich ist. Wie fangen wir neu an. Where do we go from here? Beatrice weiß vielleicht eine Antwort.
Der Regisseur Christopher Rüping, 1985 in Hannover geboren, prägt mit seinen außergewöhnlichen Inszenierungen das deutschsprachige Theater. Oft entstehen seine Inszenierungen aus einer entspannten Offenheit dem Publikum gegenüber, in einem Freiraum, in dem sich Spielende und Zuschauende begegnen können. Dass sich daraus ebenso zarte wie überschwängliche Theaterabende entwickeln, klug durchdacht und ohne Angst vor großen Gefühlen, mit intelligentem Witz — das hat Christopher Rüping zu einem der wichtigsten Regisseure seiner Generation gemacht. Bis heute erhielt er fünf Einladungen zum Berliner Theatertreffen, wurde im Magazin „Theater heute“ zweimal zum Regisseur des Jahres gewählt sowie mit dem Nestroy-Theaterpreis und jüngst mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet.
Inszenierung: Christopher Rüping
Bühne: Peter Baur
Kostüm: Lene Schwind
Musik: Paul Hankinson, Jonas Holle
Licht: Bernd Felder, Oliver Hisecke
Dramaturgie: Vasco Boenisch
„Ein Haus die dritte Haut, nach der Haut aus Fleisch und der Kleidung“
In einem Haus in Brandenburg wütet die deutsche Geschichte: Jenny Erpenbeck beschwört 15 Menschen und Schicksale, die über einen Zeitraum von 100 Jahren dieses Haus bevölkern und sich in ihm ablagern, überschneiden, spiegeln, kreuzen und brechen. Vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die DDR und die Nachwende-Zeit entblättert sich so ein Panorama deutscher Realitäten und der jedem System und jeder Epoche immanenten Gewalt. Die Bewohner*innen des Hauses sind Urheber*innen und Opfer dieser Gewalt, sind Geworfene der Zeit und bezeugen mit ihren Existenzen, dass politischer und gesellschaftlicher Wandel auf Verdrängung und Besetzung basiert. Alle Schicksale eint eine jeweils individuelle Suche nach Heimat und Glück, deren Erfüllung stets nur temporär gelingt — bevor das Rad der Geschichte sich weiterdreht und aus Angekommenen Vertriebene macht. Jenny Erpenbeck, Gewinnerin des International Man Booker Prize, verarbeitet in „Heimsuchung“ auch die eigene (ost-)deutsche Herkunft und untersucht das Verhältnis von Zeitgeschichte und Individuum.
Adrian Figueroa arbeitet als Regisseur für Film und Theater. Er studierte in London Angewandtes Theater und war zuletzt regelmäßig am Staatsschauspiel Dresden und dem Düsseldorfer Schauspielhaus tätig. Auch mit Jugendlichen und Inhaftierten der JVA Tegel arbeitet er. Adrian Figueroas Inszenierungen zeichnen sich durch eine hohe atmosphärische Dichte und Genauigkeit aus und stellen ihre Schauspieler*innen ins Zentrum. In seiner Inszenierung von „Arbeit und Struktur“ machte er in Düsseldorf das Leben, Schreiben und Sterben des Autors Wolfgang Herrndorf mit Hilfe eines kongenialen Konzepts von Video, Licht und Bühne eindrücklich erfahrbar. Seine Inszenierung von „Draußen vor der Tür“, ebenfalls für das Düsseldorfer Schauspielhaus, wurde jüngst zum Festival „Radikal jung“ eingeladen.
Inszenierung: Adrian Figueroa
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüm: Malena Modéer
Musik: Ketan Bhatti
Video: Guillaume Cailleau
Mitarbeit Video: Elena Tilli
Licht: Hendrik Möschler
Dramaturgie: Tobias Kluge
ca. 1 Std. 40 Min., keine Pause
Termine
Fr 28.11.2025, 19:30
Fr 5.12.2025, 19:30
Di 9.12.2025, 19:30und weitere Termine
Mi 17.12.2025, 19:30
Do 8.1.2026, 19:30
Sa 7.3.2026, 19:30
Fr 5.6.2026, 19:30
Ein Niedersachsen Noir
nach dem Roman von Jakob Nolte
„Es war das erste Mal seit der Expo 2000, dass Dinge, die in Hannover passierten, den Rest der Republik interessierten.“
Tatort Hannover. Am Ufer der Ihme wird ein junger Mann, die Inlineskates noch an den Füßen, tot aufgefunden. Ein Mordfall mit allem, was dazugehört: ein Ermittlungsteam, das im Dunkeln tappt, Obduktionsberichte, Verhöre, Spannung — und eine aufmerksame Journalistin, die mehr über den Fall zu wissen scheint als Kommissarin Rita Aitzinger selbst. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ilia Schuster steht sie vor vielen Rätseln: Warum musste der junge Mann so früh sterben? Was steckt hinter diesem Mord? Und welche Rolle spielt der Popsong, den er in Dauerschleife gehört hat? Die Ermittlungen navigieren das Team durch Hannover — vom Ihmepark über die Burgerläden Lindens bis zur Staatsoper — und in die Untiefen von Dating-Apps.
Was wie ein klassischer Kriminalfall beginnt, entfaltet sich zunehmend als Erkundung menschlicher Emotionen und Abgründe. Mit feinem Gespür erzählt Jakob Nolte von einsamen Jungs, von Sehnsucht und der Suche nach dem Glück. Dabei zeichnet er ein skurriles Panorama von Hannover: einem Hannover, wie es selbst Alteingesessene noch nie gesehen haben — schräg, abgründig und voller Humor. „Die Frau mit den vier Armen“ lässt die Düsternis des Profanen zutage treten — und fragt, was uns wirklich antreibt. Ein Niedersachsen Noir mit Tiefgang.
Albrecht Schroeder setzt sich in seinen Arbeiten häufig mit Gegenwartsdramatik auseinander und untersucht die Fallstricke des Menschseins. So inszenierte er mit „Eschenliebe“ von Theresia Walser am Schauspielhaus Bochum die Geschichte eines Mannes, der sich in eine Esche verliebt und damit die Norm infrage stellt. Mal diskursiv-dialogisch, mal trocken-humorvoll, sind seine Inszenierungen aber vor allem von einer großen Zuneigung zu den Figuren geprägt. Albrecht Schroeder mag Pressekonferenzen, Kopfhörer und Scham. Genau der richtige Regisseur für die Uraufführung von „Die Frau mit den vier Armen“!
Inszenierung: Albrecht Schroeder
Bühne und Kostüm: Julia Katharina Berndt
Musik: Paul Eisenach, Wenzel Krah, Felix Kuhnt
Licht: Uwe Wegner
Dramaturgie: Mira Gebhardt
ca. 2 Std., keine Pause
Termine
Sa 6.12.2025, 19:30
Fr 19.12.2025, 19:30
Fr 26.12.2025, 19:30
von Simon Stephens nach Anton Tschechow
Deutsch von Barbara Christ
„Wir werden uns erinnern, wie unglücklich wir jetzt sind, und wir werden lächeln, und wir werden lachen. Das glaube ich wirklich.“
Ivan hätte Künstler werden können. Aber er verwaltet seit Jahren ein Landgut. Eines Tages nistet sich sein Schwager Alexander dort ein: ein früher mal erfolgreicher Filmregisseur, den er finanziell unterstützt. Ivans Nichte Sonia ist derweil schwer verliebt in den Landarzt, der aber nur Augen für Helena hat — Alexanders zweite Frau. In ihrem Selbstmitleid glauben sie alle, allein zu sein. Dabei sind sie sich ähnlicher, als sie denken. Dann fällt ein Schuss.
Unerfüllte Hoffnungen und Träume, nicht erwiderte Liebe — „Wanja“ zeigt, wie unglücklich das Leben verlaufen kann... und wie herzergreifend komisch. Liebevoll offenbart das Stück, wie lächerlich wir manchmal sind, und ist dabei doch zum Mit-Leiden, Mit-Hoffen, Mit-Weinen.
Simon Stephens hat „Onkel Wanja“ sanft modernisiert und daraus einen Monolog entwickelt, in dem ein einziger Schauspieler alle acht Rollen spielt. So zeigt sich noch eindrücklicher, wie einsam alle Figuren des Tschechow-Universums sind und wie viel sie doch gleichzeitig miteinander verbindet. In unserer Inszenierung wird der Schauspieler Jirka Zett zu erleben sein und unter Beweis stellen, wie im Theater dank der Fantasie des Publikums aus dem Nichts eine ganze Welt entstehen kann.
Nach ersten Inszenierungen in der deutschen Theaterlandschaft verschlug es Katharina Birch nach London, wo sie acht Jahre lebte und für das Royal Court Theatre, die Garden Opera Company und weitere Kompanien und Theater arbeitete — unter anderem auch mit Simon Stephens. Aus England hat sie eine besondere Lust aufs Geschichten erzählen mitgebracht und die Überzeugung, dass es bereichernd ist, Texten sehr zu vertrauen. Mit diesem Gedanken im Gepäck ist sie seit ein paar Jahren zurück in Deutschland und inszeniert unter anderem am Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Hannover, am Deutschen Theater Göttingen, TJG Dresden und am Theater Münster.
Inszenierung: Katharina Birch
Bühne und Kostüm: Georg & Paul
Licht Tobias Reichstein
Dramaturgie: Fabian Schmidtlein
„Der Krieg ist hier angekommen, auf der Welt, und wird erst enden, wenn wir verschwunden sind. Unter der Erde.“
Ein Ingenieur denkt über die Herausforderungen der modernen Existenz nach — über das alltägliche Aufwachen in einer Gesellschaft, in der sogar der Himmel Google gehört und bewaffnete Konflikte zur Tagesordnung zählen. Wobei, solange sie nicht das eigene Viertel, die eigene Stadt oder eventuell noch das eigene Land betreffen, verschwinden sie nach zwei Tagen aus der flackernden Aufmerksamkeit. Und seien wir ehrlich: Wenn man nicht einmal die Flaggen der betroffenen Länder kennt, um sie solidarisch zu posten, kann es ja so schlimm nicht sein?! Zwischen Horror und Humor erkundet Sibylle Berg, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen und Theaterautorinnen im deutschsprachigen Raum, die dystopisch anmutenden Abgründe unserer Gegenwart. Gespielt wird dieser Ingenieur von der Schauspielerin Katja Riemann, einer langjährigen künstlerischen Weggefährtin von Autorin Sibylle Berg, die bereits in deren Erfolgsstück „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ am Berliner Gorki Theater zu sehen war. Sibylle Berg selber ist mit ihrer Stimme ebenfalls Teil der Inszenierung.
Die Regisseurin Lena Brasch, 1993 in Berlin-Pankow geboren, fordert mit ihren Inszenierungen die Grenzen des traditionellen Theaterkanons heraus. Bekannt wurde sie durch Stücke über popkulturelle Phänomene wie den am Berliner Ensemble entstandenen Abend „It’s Britney, Bitch!“. Die Inszenierung wurde international in etlichen Medien besprochen und 2022 zum Festival „Radikal jung“ eingeladen. 2019 wurde Lena Brasch von der ZEIT als eine der „100 wichtigsten jungen Ostdeutschen“ ausgezeichnet und zu jenen „ostdeutschen Künstler*innen, die die Republik verändern könnten“, gezählt.
ca. 1 Std. 30 Min., keine Pause
Termine
Mi 26.11.2025, 19:30
Do 27.11.2025, 19:30
Fr 28.11.2025, 19:30und weitere Termine
Do 11.12.2025, 19:30
Fr 12.12.2025, 19:30
Sa 13.12.2025, 19:30
Alles ist bereit für ein großartiges Theaterstück mit zwei Clowns und einem Musiker: Die Bühne steht, die Kostüme sind fertig, die Maske sitzt perfekt! Ein Techniker überprüft noch schnell, ob auch alles eingerichtet ist. Doch wo bleibt das Publikum? Es sollte doch ausverkauft sein. Aber heute ist alles ein bisschen anders. Wer spielt da Klavier? Wem gehört die Kaffeetasse, die durch die Luft schwebt? Und welcher Geist schleicht sich mit dem Verlängerungskabel davon? Sind die Schauspieler*innen jetzt hier, oder sollen wir das nur glauben? Sind wir wirklich hier? In „Der unsichtbare Mann“ dreht sich alles um das, was man nicht sieht. Und insgeheim auch darum, wie schön es sein kann, nicht gesehen zu werden. Diese Inszenierung ist ein Spaß für Vierjährige genau wie für das erwachsene Publikum. Es braucht nur die Lust, sich von den Zaubertricks des Jetse Batelaan verführen zu lassen. Denn wenn die Schauspieler*innen behaupten, dass die Zuschauenden nicht da seien, können diese nichts dagegen machen, oder? Ein bisschen Las Vegas in Hannover hat noch nie geschadet.
Man könnte versuchen, Jetse Batelaan über die Preise zu beschreiben, die er für seine Arbeiten gewonnen hat. Oder durch eine Aufzählung der Festivals in aller Welt, die seine Stücke gezeigt haben. Aber so viel Platz haben wir gar nicht. Es würde auch nicht deutlich machen, was für ein eigenwilliger Künstler er ist und welch ein sensationelles Gesamtwerk an Theaterstücken für junge Menschen er geschaffen hat. Seit 2013 leitet Jetse Batelaan das Theater Artemis in den Niederlanden. Die hier entstandenen Inszenierungen zeichnen sich durch eine absurde Komik und philosophische Tiefe aus, die mitten ins Herz der Zuschauer*innen treffen. Egal, ob diese vier, zwölf oder 86 Jahre alt sind. Irgendwo stand mal, dass er der Monty Python der internationalen Kindertheaterszene sei. Das trifft esziemlich gut.
Die Inszenierung entstand ursprünglich 2018 am Theater Artemis mit den Schauspieler*innen Marijn Brussaard, René van ’t Hof und Nimuë Walraven.
Eine Koproduktion mit Theater Artemis (NL)
Für Menschen ab 4 Jahren
Termine
Di 2.12.2025, 10:00
Fr 12.12.2025, 10:00
Sa 13.12.2025, 16:00und weitere Termine
Ein musikalischer Abend über das Sehen
von Selen Kara und Torsten Kindermann
„Hello darkness, my old friend“
Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den „blinden Alarm“ bis zur „Liebe auf den ersten Blick“ ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Erkenntnis und Vernunft werden mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Unvernunft dagegen mit Bildern von Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist den meisten von uns unbekannt, unser Leben auf das Sehen aufgebaut. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird: In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen?
Diesen und anderen Fragen geht „Mit anderen Augen“ nach, eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Während dieses musikalischen Abends lenken Texte von blinden und sehbehinderten Menschen und die Lyrics der live gesungenen Songs unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Die acht Spieler*innen und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Die Inszenierung möchte die Aufführung auch für nicht sehendes Publikum erfahrbar machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription*. Mehr als sehenswert!
Die Regisseurin Selen Kara inszeniert seit mehr als zehn Jahren an renommierten Theatern wie dem Theater Bremen, dem Nationaltheater Mannheim, dem Schauspielhaus Bochum oder dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Einfühlsam und mit einem klaren ethischen Kompass nähert sie sich ihren Themen und Stoffen, die von zeitgenössischen Romanen bis zu klassischer und moderner Dramatik reichen. Mit dem Musiker Torsten Kindermann verbindet sie eine langjährige Partnerschaft, in der unter anderem die Theaterabende „Istanbul“ und „Mit anderen Augen“ entstanden, die das Publikum vielerorts berühren und begeistern. Mehrfach war Selen Kara zum Festival „Radikal jung“ eingeladen, und seit 2023 ist sie Co-Intendantin des Schauspiel Essen.
Die Uraufführung fand 2022 am Schauspielhaus Bochum statt.
*) Hinweis zur Audiodeskription: In etlichen Passagen der Inszenierung werden die Handlungen auf der Bühne, Personen und die Räumlichkeiten von den Schauspieler*innen verbal beschrieben, als integraler Bestandteil der Inszenierung. Eine Voranmeldung oder die Ausleihe von Equipment sind nicht nötig.
Termine
Di 2.12.2025, 19:30
Sa 27.12.2025, 19:30
Do 29.1.2026, 19:30
„I wish we could just be there touching kissing listening to some soft music with only the sky and stars above us, forgetting about our history, our wars and everything that might tear us apart.“
Herzlich Willkommen. Komm rein! Feier mit uns, hör mit uns Musik, denk mit uns nach über Liebe, über Verzweiflung, über die Angst vor der Einsamkeit — und über Mut. Denn es bedeutet manchmal großen Mut, sein wahres Ich zu zeigen. Gemeinsam mit den neuen Ensemblemitgliedern des Schauspiel Hannover und einem internationalen Tanz-Ensemble erkundet der Autor und Regisseur Falk Richter Geschichten über Stolz und Scham, über das Leben als queere* Person und über die Ängste und Hoffnungen, die mit einem Outing einhergehen. Die mediale Crossover-Inszenierung „PRIDE“ lädt das Hannoveraner Publikum auf eine eindrückliche Reise durch die widerständige, unsichtbar gemachte, bundesrepublikanische (und niedersächsische) Geschichte und Gegenwart ein. Dabei werden die Errungenschaften sowie die aktuelle Gefährdung des Kampfes für die Gleichheit und Freiheit aller Menschen durch ein diverses Ensemble aus unterschiedlichen Generationen und mit unterschiedlichen Perspektiven erzählt — sodass ein vielschichtiges, intimes Porträt von Deutschland im Herbst 2025 entsteht.
Falk Richter, selbst in Buchholz, Niedersachen aufgewachsen und ausgezogen, um einer der spannendsten Regisseure Europas zu werden, ist ein Meister, wenn es um die Verknüpfung des Privaten mit dem Politischen geht. Ihm gelingt es, aus persönlichen und fiktionalen Geschichten eine Chronik der Gegenwart zu erschaffen. Dabei ist er als Autor und Regisseur immer berührend, nahbar, politisch und humorvoll zugleich — zuletzt in seiner zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Inszenierung „The Silence“, in der er sich auf die Suche nach den Gründen für das Schweigen machte, das seine Kindheit und Jugend in der Nordheide geprägt hat.
Die Uraufführung fand 2021 am Königlichen Dänischen Theater in Kopenhagen statt.
*) Erklärung:
„Queer“ ist ein Sammelbegriff für Menschen, die sich nicht der heteronormativen Gesellschaft zugehörig fühlen.
Das können sein:
- Lesben und Schwule: Menschen, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.
- Bisexuelle: Menschen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.
- Transgender: Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
- Intersexuelle: Menschen, deren körperliche Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig weiblich oder männlich sind.
- Menschen, die sich als nicht-binär oder genderqueer bezeichnen: Menschen, die sich nicht als ausschließlich weiblich oder männlich identifizieren.
Kurz gesagt: „Queer“ ist ein Dachbegriff für Menschen, die von der heteronormativen Vorstellung von Geschlecht und Sexualität abweichen.
Außerdem beschreibt „queer“ auch eine Haltung, die gesellschaftliche Normen und Kategorien hinterfragt.
Inszenierung: Falk Richter
Bühne: Wolfgang Menardi
Kostüm: Andy Besuch
Musik: Nils Ostendorf
Video: Signe Emma
Licht: Oliver Hisecke
Choreografie: Sofia Södergård
Dramaturgie: Valerie Göhring
Termine
Fr 19.12.2025, 19:30
So 11.1.2026, 17:00
Di 3.2.2026, 19:30und weitere Termine
„Wir hassen euch nicht dafür, dass ihr uns weghaben wollt.“
Wie fühlt es sich eigentlich an, in einem der größten zusammenhängenden Betonfundamente Europas – dem Hannoveraner Ihme-Zentrum – aufzuwachsen? „Betonklotz 2000” erzählt die Geschichten junger Menschen, für die dieses einst als utopisches Stadtkonzept geplante Bauwerk soziale Ungleichheit und Realität bedeutet. Zwischen Armut und Gentrifizierung, der Suche nach Perspektiven und der Flucht nach vorne (wo auch immer das sein mag), betrachten die Jugendlichen den Klotz und sehen: Eltern, die sich bemühen. Freundschaften. Ein Fundament, das bröckelt. Vor allem aber: Ein Zuhause.
„Eine Stadt in einer Stadt, so die Idee, viele Geschichten übereinandergestapelt”. Die Autorin Jona Rausch widmet sich in ihrem ersten Text für die Bühne einem Gebäude, das so viel mehr ist als ein kultiges, mittlerweile in die Jahre gekommenes Vorzeige-Bauwerk Hannovers. So unterschiedlich wie die Blicke, die das Ihme-Zentrum seit den 1970ern geformt und wieder haben zerfallen lassen, sind auch die Welten der Figuren, die Jona Rausch in es hineinschreibt. Mal sind sie zart, mal sind sie laut und mal überrumpeln sie eine mit ihrer schonungslosen Ehrlichkeit.
Regisseurin Goldie Röll lässt diese Stimmen in Erscheinung treten und feiert mit diesem Abend ihr Hannover-Debüt im Ballhof Zwei. Das Stück entstand im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums am Schauspielhaus Wien.
„Es gibt kein geheimes Wissen, das uns zu Müttern macht. Aber jeder erwartet, dass wir ab der Sekunde der Geburt nie einen Fehler im Umgang mit dem Kind machen, weil wir angeblich einen Instinkt dafür haben.“
Drei Frauen, die mit ihren Ansprüchen an Familie, Freundschaft und Glücksversprechen kämpfen:
Mareike Fallwickls Erfolgsroman fragt, wie ein Leben inmitten verschiedener Bedürfnisse und Anforderungen gelingen kann. Alles beginnt mit einer unfassbaren Tat: Wortlos steht Helene, Mutter von drei Kindern, vom Abendessen auf und stürzt sich vom Balkon. Sarah, ihre beste Freundin, unterstützt die trauernde Familie. Doch ihr eigenes Leben gerät dabei wie selbstverständlich in den Hintergrund und ein Gefühl bahnt sich den Weg an die Oberfläche: Wut. Lola, Helenes Tochter, fühlt diese Wut noch stärker, ihre Anklage richtet sich gegen das Patriarchat an sich, dem sie entschlossen den Kampf ansagt.
Regie: Jorinde Dröse
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Juliane Kalkowski
Musik: Jörg Kleemann
Choreografie: Suzan Demircan
Dramaturgie: Johanna Vater
Dauer: ca. 2 Stunden, keine Pause
Termine
Sa 29.11.2025, 19:30
Sa 6.12.2025, 19:30
So 14.12.2025, 19:00und weitere Termine
„Nichts ist verführerischer für den Menschen als die Freiheit seines Gewissens, aber nichts ist für ihn auch qualvoller.“
Wie viel Freiheit will der Mensch. Also wirklich. Hält er sie überhaupt aus? Vor fast 150 Jahren hat Fjodor Dostojewskij diese brisante Frage in seiner Erzählung vom „Großinquisitor“ gestellt. Spontan würden wir sagen: Freiheit ist das höchste Gut, nach dem alle streben. Für ihre Memoiren wählte Angela Merkel als Titel ausgerechnet: „Freiheit“. „Freedom“ war der Wahlkampfsong von Kamala Harris bei der US-Wahl 2024 gegen Donald Trump; doch offenbar wog der Wunsch nach Freiheit weniger schwer als der Wunsch nach Führung und Autorität, nach dem vermeintlich starken Mann, der Orientierung und Sicherheit verspricht, auch um den Preis vieler Freiheiten. Und wenn wir tief in uns hineinhorchen: Überfordert uns die Freiheit nicht auch oft? Wäre es nicht angenehmer, jemand würde uns all das abnehmen?
Dostojewskij berichtet von Jesus, der zur Zeit der spanischen Inquisition auf die Erde zurückkehrt, vom katholischen Großinquisitor, der ihn einsperrt und verhört, und von einem brennenden Kuss. Ensemblemitglied Michael Lippold holt die Geschichte als teuflischen Monolog in den Ballhof.
Hans Dreher und Michael Lippold lernten sich 2005 am Schauspielhaus Bochum kennen, als Dreher Regieassistent war und mit dem „Traum eines lächerlichen Menschen“ seine erste Inszenierung vorlegte — ebenso nach einer Erzählung von Dostojewskij und ebenfalls als Solo mit Michael Lippold. Später eröffnete Dreher in Bochum das Rottstr 5 Theater, eine inzwischen legendäre Off-Spielstätte, die er zehn Jahre leitete. Dort entstand „Der Großinquisitor“, der zuletzt auch am Schauspielhaus Bochum zu sehen war. Von 2019 bis 2025 leitete Hans Dreher als Co-Intendant das Prinz Regent Theater in Bochum.
Übernahme vom Rottstr 5 Theater Bochum
Inszenierung: Hans Dreher
Bühne und Kostüm: Hans Dreher, Michael Lippold
Licht: Erik Sonnenfeld
Termine
Fr 28.11.2025, 19:30
Fr 5.12.2025, 19:30
So 21.12.2025, 19:00
Ein Stück über Scham von Antje Pfundtner und Ensemble / Ab 12
„Am Anfang war die Scham.“
Es gibt viele Gründe sich zu schämen: Achselschweiß, das Anderssein, das Angefasstwerden oder das Anfassen, Arbeitslosigkeit und Armut, Depression und Einsamkeit, Ehrverletzung, Erschöpfung, Familie, Gesichtsverlust, Hautausschlag, Heidi Klum, die sogenannten feinen Unterschiede und die Klimakatastrophe, der Intimbereich, schmutzige Fantasien, Krankheit, K-Pop, Schubladendenken, Shitstorm, Stuhlgang, Unsicherheit, Twenty4Tim …
Scham ist ein Gefühl, das fast jede:r kennt. Sie hat viele Gesichter und es gibt sie immer und überall. Aber warum fällt es uns so schwer darüber zu sprechen? Sie ist wie der Elefant im Raum. Und der steht dann auch auf der Bühne im Ballhof Zwei, die sich die vier Darsteller:innen mit dem Publikum teilen. Elefanten zum Sprechen bringen erfordert Mut und Fingerspitzengefühl, ist aber lange nicht so anstrengend wie Elefanten immer wieder zu verdrängen und nicht über den wunden Punkt – die Scham – zu sprechen.
Gleichermaßen liebevoll wie verspielt, melancholisch und mit ganz eigenem Humor öffnet die Regisseurin Antje Pfundtner zusammen mit dem Ensemble – in Zusammenarbeit mit einer Schulklasse, die ihre Perspektiven und Gedanken zu dem Thema während der Proben eingebracht hat – in Der wunde Punkt Denk- und Spielräume für alle.
Antje Pfundtner ist Tänzerin und Choreografin. Mit ihrem Team „Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG)“ macht sie Theaterstücke und schafft Orte für Zusammenarbeit. Im Jahr 2020 hat sie für ihr Stück Ich bin nicht du den FAUST-Preis in der Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“ bekommen. Die Höhle auf Erden (2022) war ihr erstes Stück am Schauspiel Hannover. Liebevoll und mit dem ihr eigenen Humor untersucht Tänzerin und Choreografin Antje Pfundtner mit Ensemble und Publikum den wunden Punkt „Scham“ und fragt: Was kommt danach?
Regie: Antje Pfundtner
Bühne: Irene Pätzug
Kostüme: Yvonne Marcour
Musik: Nikolaus Woernle
Licht: Uwe Wegner
Dramaturgie: Barbara Kantel, Anne Kersting
ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
für Menschen ab 12 Jahren
Christian und sein Bruder Benny ziehen die Bettdecken über die Köpfe und halten die Luft an, wenn drüben der Vater die Mutter gegen die Wand schleudert. Die Gewalt ist zur Normalität geworden, genauso wie die Armut, in der sie leben, und der Reflex, nichts nach außen dringen zu lassen, bloß nicht aufzufallen. Die Wutausbrüche des trinkenden Vaters sind unberechenbar und exzessiv, und doch hofft Christian immer, dass er bleibt. Er schaut auf zu dem Mann, der eine Waschmaschine alleine in den vierten Stock tragen kann und die Familie davor beschützt, im Kalkofen zu landen, dem Viertel, in dem die wohnen, denen es noch schlechter geht. Unter den abfälligen Blicken der Nachbarn scheint die Zukunft der Kinder bereits vorgezeichnet. Als die Mutter ernsthaft erkrankt, schreitet eine couragierte Tante ein und die Dinge beginnen sich zu verändern.
Als einer, der davonkam, blickt Autor Christian Baron in seinem 2020 erschienenen Debütroman zurück auf eine Arbeiterkindheit in Kaiserslautern und stellt die Frage, wer oder was seinen Vater zu dem machte, der er war. Baron erzählt von skandalöser Armut in einem reichen Land, von den wirkungsvollen Mechanismen der Ausgrenzung, vom Ringen um Stolz und Würde und hält dem Hohn der Gesellschaft eine berührende Familienbiografie entgegen.
Lukas Holzhausen ist Schauspieler und Regisseur. Seit der Spielzeit 2019/20 ist er fest im Ensemble des Schauspiel Hannover, hier inszeniert er in dieser Spielzeit außerdem Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Bei nassem Schnee.
Regie: Lukas Holzhausen
Bühne und Kostüme: Katja Haß
Musik: Robert Pawliczek
Dramaturgie: Annika Henrich
Zwischen den Vorstellungen von „Die Schneekönigin“ laden wir zu einem bunten Familienfest für Groß und Klein ein. Das Foyer des Schauspielhauses verwandelt sich für einen Nachmittag in eine geheimnisvolle Landschaft. Die verschiedenen Gewerke des Theaters bespielen das Foyer, und es gibt Spiel- und Bastelaktionen, Live-Musik sowie Kostüm- und Fotostationen. Neben Kuchen, Punsch und Waffeln werden auch herzhafte Snacks angeboten. Draußen lädt ein gemütliches Lagerfeuer mit Stockbrot zum Verweilen ein.
In unserer neuen Mediathek finden Sie alle digitalen Beiträge aus unserem on air-Programm: Videos, Interviews, Podcasts und Blogs – viel Spaß beim Stöbern!
Das Schauspiel Hannover setzt unter der Intendanz von Sonja Anders auf gesellschaftspolitisch relevante Themen und fahndet in über 30 Premieren pro Spielzeit nach neuen Utopien. Neben Klassikern prägen eine Vielzahl an Uraufführungen den Spielplan. Gespielt wird im Schauspielhaus, Cumberland, im Ballhof Eins und Zwei, aber auch an Orten jenseits der Theaterbühne.
Das Schauspielhaus mit 630 Plätzen wurde 1992 eröffnet. Dem Haus eng verbunden sind unter anderem die Regisseure Stephan Kimmig, Julia Wissert und Laura Linnenbaum. Hinzu kommen Regiehandschriften u. a. von Lilja Rupprecht, Friederike Heller, Kevin Rittberger, Anne Lenk und anderen.
Das Junge Schauspiel weitet seinen Spiel- und Wirkungsraum aus. Junge Lebenswelten sind, neben dem Ballhof, der sich in Hannovers Altstadt mit den Spielstätten Ballhof Eins und Zwei als Ort für junge Themen etabliert hat, in allen Spielstätten zu sehen, so dass sich Generationen treffen und mischen können.
Die Cumberlandsche Galerie, die bereits 1883 entstand, wird zu einem Ort der Öffnung für Künstler und Künstlerinnen aus Hannover und der Welt. Clubs, Gespräche, Partys, Lesungen, Kooperationen mit der Stadtgesellschaft finden hier Platz. Als zentrales Format lädt die künstlerische Workshop-Reihe „Universen“ Hannovers Bürger und Bürgerinnen zu einer Weiterentwicklung ihrer persönlichen Ausdrucksformen, Künsten und Sprachen ein. Abo- und Kartenservice
(Mo–Fr 10:00–18:00 Uhr und Sa 10:00–14:00 Uhr)
Tel.: +49 511 9999 1111
E-Mail: kartenservice@staatstheater-hannover.de