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Biennale Arte 2024: A Comparative Dialogue Act by Andrea Mancini and Every Island

Mudam Luxembourg

Der Luxemburger Pavillon auf der Biennale von Venedig wird Schauplatz einer einmaligen Zusammenarbeit zwischen dem luxemburgischen Künstler und Musiker Andrea Mancini und dem 2021 in Brüssel gegründeten Designkollektiv Every Island sein. Ihr Projekt A Comparative Dialogue Act ist an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Performance, Musik und Installation angesiedelt und versteht den Pavillon als Produktions- und Experimentierraum, in dem eingeladene KünstlerInnen aktiv werden. Untersucht wird das Potenzial von Klang, gemeinsames Schaffen zu ermöglichen und gleichzeitig Interferenzen, Kontaminationen und Überlagerungen zuzulassen. Biografien: Andrea Mancini (1989, Luxemburg) ist ein multidisziplinärer Künstler und Musiker. Durch Performance-Aktivitäten in Installations- und Videoumgebungen erforscht er die Beziehung zwischen Raum, Subjekt und Klang. Seine Arbeit wurde jüngst in den Rotondes, Luxemburg (2023), im Kalahari Oyster Cult, Amsterdam (2023), im Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain (2023) und in der Cité internationale des arts, Paris (2022) gezeigt. Unter seinem Pseudonym ‚Cleveland‘ hat sich Andrea in der Clubszene etabliert, deren kulturelle Codes er in seiner Kunst umsetzt. Er lebt und arbeitet in Brüssel. Das Kollektiv Every Island wurde 2021 von Alessandro Cugola, Caterina Malavolti, Damir Draganić, Juliane Seehawer und Martina Genovesi gegründet. Sie konzentrieren sich auf die Rolle der Performativität in der Architektur und setzen ihre Forschung in flüchtigen Bauprojekte und Installationen um. Ihre Arbeiten wurden in Institutionen und auf Festivals gezeigt, darunter im Bozar, Brüssel (2023), im MAD, Brüssel (2023), im Mudam Luxembourg (2022), im Kunstcentrum Viernulvier, Gent (2022), im Santarcangelo Festival, Rimini (2022) und im Mont des Arts, Brüssel (2021). Every Island ist in Brüssel ansässig. Das Kulturministerium hat ernannt: Auftraggeber und Veranstalter: Kultur | lx – Arts Council Luxembourg Kurator: Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, Joel Valabrega
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Lawrence Abu Hamdan

Mudam Luxembourg

Der experimentelle Künstler und „ermittelnde“ Forscher Lawrence Abu Hamdan (1985, Amman) bezeichnet sich selbst als „Geräuschdetektiv“ (private ear). In seinen Arbeiten, die um Themen wie nationale Identität, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Erinnerung kreisen, macht er Geräuschphänomene über vielfältige Medien (Fotografie, Performance, Text, Video, Installation) erfahrbar. Entlang der Schnittstellen von politischen, rechtlichen und sozialen Konflikten untersucht er, was uns Geräusche über Fehlstellen im individuellen und kollektiven Gedächtnis verraten können. Seine oftmals in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Linguist:innen entstehenden Klangrecherchen (u. a. mit dem Forschungslabor Forensic Architecture) haben wiederholt als Plädoyer für Organisationen wie Amnesty International und Defence for Children International oder als Beweismittel bei Gerichtsverfahren vor dem britischen Einwanderungs- und Asylgerichtshof gedient. Das monumentale Werk Air Conditioning (2022) fand kürzlich Eingang in die Sammlung des Mudam. Die über 54 Meter lange Installation in der Ostgalerie im Untergeschoss des Museums besteht aus fünfzehn Fototafeln, die mithilfe der Animationssoftware Houdini erstellt wurden, und einem 2:42 Minuten langen, erklärenden Video in Endlosschleife. Die Entstehung des Projekts geht auf die Zeit zwischen Mai 2020 und Mai 2021 zurück. Zunächst untersuchte und kompilierte der Künstler offen verfügbare Daten aus der digitalen Bibliothek der Vereinten Nationen, um die Verletzungen des libanesischen Luftraums durch die israelische Luftwaffe über einen Zeitraum von 15 Jahren, von 2007 bis 2021 – also nach der Verabschiedung der Resolution 1701 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen infolge des Konflikts zwischen Israel und dem Libanon im Juli 2006 – zu kartografieren. Die gesammelten Informationen sind den 243 Beschwerdebriefen entnommen, die der Ständige Vertreter des Libanon bei den Vereinten Nationen in dieser Zeit an den UN-Sicherheitsrat gerichtet hatte. Parallel entwickelte Abu Hamdan auf Basis dieser Informationen eine erweiterbare Datenbank, um sämtliche israelische Verstöße mithilfe einer interaktiven Karte aller Überflüge (inklusive Uhrzeit, Dauer, Flugzeugtyp und Flugbahn) über die Webseite AirPressure.info öffentlich zugänglich zu machen. Die Webseite enthält auch eine Referenzbibliothek mit Ton- und Videoaufnahmen zur Unterscheidung der verschiedenen Flugkörper, basierend auf Augenzeugenberichten, die während einer partizipativen Social-Media-Kampagne gesammelt wurden, sowie eine Bibliografie wissenschaftlicher Artikel über die Folgeschäden des von Militärflugzeugen erzeugten Lärms. Zunächst ging es dem Künstler darum, eine dokumentierte Bestandsaufnahme der libanesischen Geräuschlandschaft zu erstellen und einen Überblick über die zeitliche Abfolge und Anhäufung von mehr als 22.000 solcher Ereignisse zu gewinnen. Die Auswertung der Informationen ergab, dass die durchschnittliche Dauer der Überflüge 4 Stunden und 35 Minuten betrug. Die Gesamtdauer aller Übergriffe beläuft sich auf 3.098 Tage beziehungsweise achteinhalb Jahre. Wie lässt sich das Undarstellbare darstellen? Wie kann man Geräusche anhand von Bildern denken? Wie kann man ihnen eine Form geben? Diesen Fragen geht Abu Hamdan in seiner Arbeit nach. In den Bildern der Installation im Mudam ist ein endloser, von Rauchwolken bedeckter Horizont zu sehen. Wie beieinem Standbild sind die Töne verstummt, scheinbar dem Vergessen anheimgefallen. Zwei Dimensionen existieren hier gleichzeitig: das Auslöschen und die Spur. Der Künstler lädt uns zu einer meditativen Erfahrung ein, indem wir uns Zeit zur Beobachtung und Entschlüsselung nehmen und die veränderliche Textur der Wolken auf uns einwirken lassen. Die Bildebenen überkreuzen sich, verschränken sich, dehnen sich aus, überlappen sich und schaffen so ein komplexes Geflecht aus Zeitlichkeit und Räumlichkeit. Ziel des Künstlers ist es, Zeit auf diese Weise physisch erfahrbar zu machen. Das dazugehörige Video funktioniert gewissermaßen als Zeichenerklärung. Jeder der 365 Zentimeter langen Fotoabzüge steht für ein Jahr, jeder Zentimeter entspricht einem Tag. Die Höhe und Dicke der Wolkenschicht stellen die Anzahl der Flugzeuge beziehungsweise die Dauer der Flüge dar. Im Jahr 2020 beispielsweise flogen 1.797 unbemannte Luftfahrzeuge (UAV, vom Typ Hermes 450 und IAI Heron TP) über den Libanon. Der August 2020 war mit 405 unbemannten Luftfahrzeugen, die das libanesische Staatsgebiet 2.212 Stunden lang überflogen, besonders verkehrsreich. Jeder Flugzeugtyp ist im Bild seiner Flughöhe entsprechend angeordnet. Die Schallreichweite der unterschiedlichen Fluggeräte schließlich – das bedrohliche Dröhnen der Kampfjets, das dumpfe Brummen der unbemannten Aufklärungsdrohnen, das ständige Surren der Minidrohnen – wird durch die Abtönung und Dichte der Wolken dargestellt. In Air Conditioning beleuchtet Abu Hamdan die traumatischen Auswirkungen von Lärmbelastung auf Menschen, die ihr systematisch und über längere Zeiträume hinweg ausgesetzt sind – das, was der Künstler „atmosphärische Gewalt“ nennt. Er beschreibt diese Art von Umweltgewalt so: „Diese Bilder zeigen, dass die libanesische Atmosphäre ein extremes Hochdruckgebiet im globalen Wettersystem ist. Die Luft ist kein souveräner Raum, sondern eine flüchtige Verbindung – aus Lärm, Kohlendioxid, Monoxid, Stickstoffoxid, Schwefeloxid und allen anderen giftigen Emissionen des internationalen Militarismus.“ Aus dieser Untersuchung sind weitere Projekte hervorgegangen, die einander ergänzen und beleuchten. Die performative Lesung Daght Jawi (Air Pressure) konzentriert sich auf ein Jahr, genauso wie die daraus entstandene Videoinstallation The diary of a sky (2023). In dieser trägt Abu Hamdan die entsprechenden Rohdaten in Form von Tagebucheinträgen vor, in die er Beschreibungen seiner Untersuchungen einstreut und das Ganze mit Bildfolgen von Kampfflugzeugen oder Drohnen unterlegt, die den Himmel über dem Libanon kreuzen. Indem er mit der Abweichung zwischen der Geschwindigkeit und der Intensität seines Tonfalls oder seines Atems einerseits und dem ohrenbetäubenden Lärm der Flugzeuge andererseits spielt, lässt er die ständige Bedrohung spürbar werden. Mit Hilfe seiner Recherchen über vergangene und gegenwärtige Konflikte, im Libanon und andernorts, erschafft Abu Hamdan so ein sensibles Gedächtnis der Geräusche. Er selbst bezeichnet seine Forschung als „politische Ökologie des Lärms“. Die künstlerische Umsetzung seiner Untersuchungen lassen uns Geräusche bewusst werden, denen wir sonst kaum Aufmerksamkeit schenken, und erlaubt es ihm, Erzählungen aus verschiedenen geografischen Kontexten zu rekonstruieren, die aus gängigen Narrativen meist ausgeblendet sind. Biografie Lawrence Abu Hamdan (1985, Amman) hatte Einzelausstellungen im Museum of Modern Art, New York (2023), in der Sharjah Art Foundation, Sharjah (2022), in Spike Island, Bristol (2022), in der Bonniers Konsthall, Stockholm (2021), im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin (2019), in der Chisenhale Gallery, London (2018) und im Hammer Museum, Los Angeles (2017). Er erhielt 2013 den Bill Douglas Award for International Short Film und 2019 den Turner Prize, gemeinsam mit den übrigen nominierten Künstlern Helen Cammock, Oscar Murillo und Tai Shani. Abu Hamdans Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen aufbewart, wie in der Tate Modern, London, im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, im Museum of Modern Art, New York, im Centre Pompidou, Paris, im Van Abbemuseum, Eindhoven, in der Arts Council Collection, London und in der Barjeel Art Foundation, Sharjah. Er lebt und arbeitet in Dubai. Kuratorin: Vanessa Lecomte
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Billy Bultheel & James Richards

Mudam Luxembourg

Workers in Song ist die jüngste Version eines fortlaufenden Gemeinschaftsprojekts des Komponisten Billy Bultheel (1987, Brüssel) und des bildenden Künstlers James Richards (1983, Cardiff). Ihre immersive audiovisuelle Installation und Performance nimmt die Besucher:innen mit auf eine Reise durch einen Orkan aus Originalmaterial und Zitaten, der die Vergnügungen von Online-Dating, Underground-Filmen und Subkulturen vergangener Epochen ebenso einschließt wie die dunkleren Facetten romantischer Subjektivität. Im Mudam präsentieren Bultheel und Richards am 28. März 2024 eine choreografierte Performance mit Live-Musik und Film, zusammen mit einer Installation, in der sie die Spannung zwischen Lebendigkeit, Sentimentalität und Begehren in Abwesenheit eines lebenden Körpers erforschen. Workers in Song ist als modulare, offene Struktur konzipiert und funktioniert wie ein sich ständig entwickelnder Organismus, der sich an den spezifischen Kontext jeder seiner Präsentationen anpasst. Die aktuelle Version wird in einer Umgebung inszeniert, die die Künstler speziell für den großen gekurvten Raum in der West- Galerie des Mudam entworfen haben. Inspiriert von der Frühzeit des Kinos, als Stummfilme noch von Live-Musik begleitet wurden, zeitgenössischeren Präsentationsformaten mit Mixtapes oder erweiterten Kinoevents, setzen Bultheel und Richards eine dynamische Musik als Rahmen, in den sie ihr eigenes Originalmaterial in einen Dialog mit Werken anderer Künstler:innen stellen – ohne dabei die einzelnen Teile zu einem zusammenhängenden Ganzen zu fügen. Sie mischen vielmehr ihr eigenes Filmmaterial mit Gedichten, Filmen und der Musik anderer Urheber:innen und entführen das Publikum in nächtliche Landschaften und dystopische, brutalistische Innenräume. Ihre Installation ist von einer düsteren, wenn auch emotional reichhaltigen, fast exzessiven Atmosphäre geprägt. Viele Elemente des Live-Events beziehen sich auf Konflikte der menschlichen Intimität und auf unklare Grenzen zwischen dem Selbst und anderen. Die episodische Natur der Arbeit lädt aber auch die Betrachtenden dazu ein, eigene Erfahrungen einzubringen und die einzelnen Elemente miteinander zu verbinden, sodass diese die eigene Wahrnehmung unklar werden lassen oder verzerren. Ein roter Faden in Workers in Song ist „Der Leiermann“ aus Franz Schuberts Winterreise (1827). Der Komponist schrieb die Winterreise, als er gegen Ende seines Lebens an Syphilis erkrankt war. Das Lied handelt von der Reise eines verschmähten Liebhabers in die Nacht, insbesondere von seiner Begegnung mit einem heruntergekommenen Leierspieler, der immer wieder ein Lied vorträgt, das scheinbar niemand hören will. In der Installation von Bultheel und Richards hebt die zurückhaltende Videoprojektion von Sebastian de la Cour (1980, Kopenhagen) die Sentimentalität von Schuberts Originalstück zwischen Sehnsucht und Desillusionierung auf. Gleichzeitig übersetzen sie das titelgebende Drehleierspiel in ein vom Computer gelenktes Klavierspiel, wodurch die opulente Emotionalität des Liedes mit der Abwesenheit eines Menschen kontrastiert wird. Mit dieser konzeptionellen Wendung heben Bultheel und Richards eine fast maschinelle Dimension des menschlichen Begehrens hervor, die uns ständig nach etwas suchen lässt, das selbst undefiniert bleibt. Die Präsentation im Mudam vertieft die Annäherung zwischen dem installativen und performativen Aspekt des Werks und hinterfragt in der intuitiven und intimen Begegnung zwischen dem Publikum, der Musik und dem Bewegtbild die Grenzen zwischen dem Lebendigen und dem Aufgezeichneten, zwischen Präsenz und Abwesenheit, Geistern und dem Archiv. Das Werk Yellow Movie 1/12-13/73 (1973) von Tony Conrad (1940, Concord – 2016, Cheektowaga) aus der Mudam Sammlung wurde von den Künstlern als Teil der Installation ausgewählt. Diese Arbeit, bei der es um die Geschichte des Films und der Performance geht, ist außerdem auch eine Anspielung an frühere Versionen von Workers in Song, bei denen Tony Conrads Film The Flicker (1966) gezeigt wurde. Workers in Song konfrontiert die Besucher:innen mit den paradoxen Empfindungen von Freude und Unbehagen. Die Arbeit bezieht sich direkt auf die Tiefe der menschlichen Existenz, auf Schönheit, Tod, Sex, Einsamkeit, Nostalgie, Zusammensein und wie diese miteinander verwobenen sind. Notenblätter und Dokumente zur Performance Workers in Song im WIELS sind Teil dieser Broschüre. Sie ermöglichen den Besuchern Einblicke in das dort vollständig aktivierte Werk. Biografien: Billy Bultheel (1987, Brüssel) ist ein Komponist, der seine Musik in groß angelegte performative Installationen einbindet.. Sein Werk Athens Songs I-IV wurde kürzlich auf der 7. Biennale von Athen (2021) präsentiert. Sein Werk UNTER KAMMERMUSIK wurde in der Halle für Kunst Steiermark, Graz (2021) und im Schinkel Pavillon, Berlin (2021) präsentiert, während sein Werk The Minutes of Olomouc auf dem PAF Olomouc – Festival of Film Animation and Contemporary Art (2020) gezeigt wurde. Im Jahr 2019 hat er zwei wichtige Performances in Berlin präsentiert: Spat from My Mouth: Piano Concerto im KW Institute for Contemporary Art und When Doves Cry im Schinkel Pavillon. Er lebt und arbeitet in Brüssel und Berlin. James Richards (1983, Cardiff) hatte in jüngerer Zeit Einzelausstellungen im Haus Mödrath – Räume für Kunst, Kerpen (2021), im Castello di Rivoli, Turin (2020), in der Malmö Konsthall (2019), im Künstlerhaus Stuttgart (2018) und in der Wiener Secession (2018). Seine Arbeiten wurden auch im Rahmen bedeutender Gruppenausstellungen gezeigt, wie im Mori Art Museum, Tokio (2023), im Camden Arts Center, London (2020), in der V-A-C Foundation, Venedig (2019), im Walker Art Center, Minneapolis (2018), im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2018), in der Tate Britain, London (2018), im Whitney Museum of Modern Art, New York (2017), in der Kestnergesellschaft, Hannover (2016), im Institute of Contemporary Arts, London (2016) und im Kunstverein München (2015). Im Jahr 2017 vertrat er Wales auf der 57. Biennale von Venedig. Er lebt und arbeitet in Berlin. Kuratorinnen: Joel Valabrega, mit Clémentine Proby Assistiert von Nathalie Lesure In Auftrag gegeben von: WIELS Centre for Contemporary Art Batalha Centro de Cinema Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean KW Institute for Contemporary Art Geschrieben, unter der Regie und produziert von: Billy Bultheel und James Richards Auftritte im Film: Sebastian de la Cour (Bariton) Sara Neidorf (Percussion) Adam Sinclaire (Flöte) Kamera: Tom Rosenberg Zweite Kamera: Milan Daemgen Tonaufzeichnung: Simone Antonioni Key grip: Braden Harris Produktionsassistentinnen: Lea Hopp, Sinaida Michalskaja Film Locations: anorak und bplus.xyz, Berlin Produktionsmanagerin: Johanna Markert Die Performance Workers in Song im Mudam enthält Vorführungen von HEVN von P.Staff (2020), My Name is Oona von Gunvor Nelson (1969) und Studio Floor Rotation von Josh Tonsfeldt (2010).
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Rayyane Tabet. Trilogy

Mudam Luxembourg

Als Auftakt zur Ausstellung A Model wurde der Künstler Rayyane Tabet (1983, Ashqout, Libanon) eingeladen, ein ortsspezifisches Projekt für den Henry J. and Erna D. Leir Pavilion zu entwickeln. Als ausgebildeter Architekt misst der Künstler den Kontexten, in die seine Projekte eingebettet sind, große Bedeutung bei. Seine Installationen setzen sich mit dem historischen Rahmen der Museumsarchitektur auseinander und zeigen deren Besonderheiten und Widersprüche. Tabets Werkgruppe basiert auf der Analyse soziokultureller Zusammenhänge und verbindet historische mit subjektiver Erinnerung, um eine alternative Lesart zum offiziellen Narrativ seines Untersuchungsgegenstandes anzubieten. Für den Pavillon hat der Künstler Trilogy konzipiert, eine Installation, die sich entlang zentraler Momente der gegenwärtigen Geschichte und jener Luxemburgs im Dialog mit persönlichen Erinnerungen entfaltet. Die Installation umfasst die Präsentation von Sanatorium Paimio (Schlafzimmermöbel), einem zentralen Werkensemble aus der Sammlung des Mudam, das der Architekt Alvar Aalto zwischen 1930 und 1933 entworfen hat. Es ist ein Sinnbild für eine funktionalistische Haltung und ein humanistisches Denken. Aalto gestaltete die Schlafzimmermöbel so, dass sie zum Wohlbefinden und zur Rehabilitation des Menschen beitragen. Der Übergang zum Pavillon hat Tabet mit lichtdurchlässigen Vorhängen aus den 1950er-Jahren aus der Wohnung seiner Großeltern in Beirut verwandelt. Indem er persönliche Erinnerungen in das Gebäude des Mudam einfließen lässt, betont der Künstler die charakteristische Architektursprache von Ieoh Ming Pei, die sich durch gläserne Oberflächen auszeichnet als Symbol für Offenheit und eine von Fortschritt und Wohlstand geprägte Zeit. Im Gegensatz dazu ist das Glasdach des Pavillons mit einer blauen Folie überzogen, die auf Tarntechniken der Zivilbevölkerung Beiruts während des Sechs-Tage-Krieges im Jahr 1967 Bezug nimmt. Indem er das Innere des Mudam von oben unsichtbar macht, versetzt der Künstler das Sanatorium Paimio (Schlafzimmermöbel) in ein unendliches Zwielicht. Im Untergeschoss des Pavillons schließlich nimmt der Künstler Bezug auf die Explosion in Beirut im Jahr 2020, indem er eine Reihe von Karaffen ausstellt, die aus am Ort der Detonation geborgenen Glasfragmenten bestehen – als Möglichkeit, sich eine Art symbolische Reparatur vorzustellen. Der Künstler: Rayyane Tabet (1983, Ashqout, Libanon) hatte Einzelausstellungen im Walker Art Center, Minneapolis (2021), der Sharjah Art Foundation (2021), Storefront for Art and Architecture, New York (2020), Parasol Unit Foundation of Contemporary Art, London (2019), The Metropolitan Museum of Art, New York (2019), Musée du Louvre, Paris (2019), Carré d’Art – Musée d’Art Contemporain, Nîmes (2018) und im Kunstverein Hamburg (2017). Er hat an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter In the Heart of Another Country: The Diasporic Imagination Rises bei der Sharjah Art Foundation in Sharjah, UAE (2023), Machinations im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, Spanien, die Whitney Biennale (2022), die 7. Yokohama Triennale (2020), die 2. Lahore Biennale (2020), die 21. Sydney Biennale (2018), Manifesta 12 (2018), die 15. Istanbul Biennale (2017), die 32. São Paolo Biennale (2016) und die 10. und 12. Sharjah Biennale (2011, 2015). Rayyane Tabet lebt und arbeitet in Beirut und San Francisco. Kuratoren: Bettina Steinbrügge, mit Sarah Beaumont, Clément Minighetti und Joel Valabrega Mit Unterstützung von: Banque Degroof Petercam Luxembourg
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Sin Wai Kin

Mudam Luxembourg

Sin Wai Kin (1991, Toronto) hat für das Foyer des Mudam einen Raum konzipiert, der das narrative Potenzial von Darstellungen erforscht, um unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit zu hinterfragen. Die Ausstellung Portraits versammelt fünf Videos aus dem Jahr 2023 aus der gleichnamigen, fortdauernden Serie in einer mit weißen Vorhängen ausgekleideten Struktur. Die wie Gemälde in einem Museum präsentierten Bildschirme greifen das künstlerische Genre der Porträtmalerei auf. Die Arbeiten von Sin Wai Kin, in denen Performance, Bewegtbild, Text und Print vielschichtige Verbindungen eingehen, bedienen sich der phantastischen Literatur, um gängige Behauptungen und Gewissheiten, die durch unsere vermeintlich objektiven Vorstellungen von Realität geformt werden, zu unterlaufen. Indem sie den Status des physischen Körpers als soziales Konstrukt, das aus den mit ihm assoziierten Vorstellungen, Gebräuchen, Gewohnheiten und Fantasien hervorgeht, sichtbar machen, versuchen sie, geschlechtsspezifische und normative Konzeptionen von Identität zu überwinden. Die als Loop montierten Bilder der von Sin Wai Kin verkörperten Figuren zitieren berühmte künstlerische und literarische Werke aus verschiedenen Epochen und Kulturen und loten darüber fließende Vorstellungen von Identität und Realität aus. Die Verkörperung der Fantasie steht bei Sin Wai Kin im Mittelpunkt einer Praxis, deren Figuren und Welten unterschiedlichen Bereichen wie dem traditionellen chinesischen Theater, dem Drag und der Science-Fiction entlehnt sind. So spielt zum Beispiel die Gestalt mit floraler Gesichtsbemalung in The Universe auf die männliche Figur des Jing in der Kanton-Oper an. Das ihr gewidmete Video bezieht sich unmittelbar auf eine um 1550 von dem chinesischen Maler, Kalligrafen und Dichter Lu Zhi (1496, Suzhou, China – 1576, China) angefertigte Darstellung der unter dem Namen „Der Schmetterlingstraum“ bekannten taoistischen Parabel aus dem Zhuangzi. Diese in der Zeit der Streitenden Reiche (476 – 221 v. Chr.) entstandene Sammlung philosophischer Schriften ist nach ihrem Autor Zhuang Zhou (369 v. Chr. – ca. 286 v. Chr.) benannt. In der Parabel träumt Zhuangzi davon, ein Schmetterling zu sein. Als er aufwacht, fragt er sich, ob er in seinem Traum ein Mann war, der davon träumte, ein Schmetterling zu sein, oder ein Schmetterling, der davon träumte, ein Mann zu sein. Die Geschichte greift auf subtile Weise das Thema der Verwandlung und der subjektiven Realität im Zustand des Träumens auf, das auch in anderen Arbeiten von Sun Wai Kin aufgegriffen wird, um alternative Welten zu erforschen. Sun Wai Kin identifiziert sich eigener Aussage zufolge mit der Geschichte von Zhuangzi, die wie ihre:seine eigene Arbeit „für manche wie eine frei erfundene Fantasiewelt wirkt“ und uns daran erinnert, dass „wir in einer Welt leben, in der viele verschiedene Realitäten koexistieren“. Mehrere der Protagonist:innen von The Universe waren bereits in anderen Arbeiten zu sehen, so zum Beispiel Wai King, der Schwerenöter aus It’s Always You (2021), der hier als hypermaskuline Version des Narziss (1597-1599) von Caravaggio (1571, Mailand – 1610, Porto Ercole) neu interpretiert wird. Seine Versunkenheit in sich selbst verweist auf unsere Wahrnehmung der eigenen Identität und Existenz in Bezug zur Wahrnehmung anderer. In Change zitiert Sin Wai Kin das Selbstbildnis mit abgeschnittenem Haar (1940) von Frida Kahlo (1907 – 1954, Mexiko-Stadt), indem sie den herausfordernden Blick übernimmt, mit dem die mexikanische Künstlerin ihre eigene Maskulinität signalisiert. The Storyteller ist ebenfalls eine wiederkehrende Figur, die von Sin Wai Kin verkörpert wird und bereits in früheren Werken wie Today’s Top Stories (2020) und The Breaking Story (2022) zu sehen war. Die von der autoritären Figur des Nachrichtensprechers inspirierte Gestalt ist in einem futuristischen, wüstenähnlichen Weltraumsetting zu sehen und äußert polarisierende Ansichten und philosophische Thesen zu Themen wie Existenz, Bewusstsein und Identität. Sie nimmt die Pose von Leonardo da Vincis (1452, Anchiano, Italien – 1519, Amboise, Frankreich) Mona Lisa (ca. 1503-1506) ein und blickt uns an, während wir darüber nachdenken, welche Neuigkeiten sie uns wohl mitteilen wird. The Construct, eine Arbeit, die sich auf die surrealistische Fotografie Noire et Blanche (1926) von Man Ray (1890, Philadelphia – 1976, Paris) bezieht, stellt wiederum der Vorstellung von Binarität die inhärente Vielfalt aller Individuen entgegen, die für das Verständnis der Identitätskonstruktion wesentlich ist. Im Gegensatz zu den anderen Arbeiten werden Change und The Construct in einem immersiven grünen Raum gezeigt, der bislang stets ein integraler Bestandteil aller Präsentationen der Portraits war. Die als Chroma-Grün bezeichnete Farbe wird im Filmbereich dazu verwendet, um in der Nachbearbeitung Umgebungen oder Personen in die Bilder einzufügen. Die gleichsam von der Farbe umhüllten Figuren dieser beiden Arbeiten scheinen in einem Raum verortet zu sein, der unserer eigenen Lebensrealität nahekommt. Dadurch regen sie uns zum Nachdenken an über unsere eigenen Mutationen und was diese uns offenbaren können. Die ständige Veränderung der Protagonist:innen verdeutlicht Sin Wai Kins Bestreben, das Konzept der geschlechtlichen Hybridität zu erforschen und unsere binären Denkmuster zu hinterfragen. Gleichzeitig können dadurch intime Aspekte der eigenen komplexen Identität behandelt werden. Mit ihren fast unmerklichen Bewegungen sprengen die lebenden Porträts die Grenzen des malerischen Genres, wenn sie die Fähigkeit des Subjekts bezeugen, den Blick der Betrachter:innen wahrzunehmen und ihn zu erwidern. Wir sehen, wie einige von ihnen den Raum betreten und in Besitz nehmen, um ihn anschließend wieder zu verlassen, sprich: wie sie sich in diesem theatralischen Raum selbst darstellen. Die außerhalb der Filminstallation platzierte gesichtslose Büste mit Perücke verortet die Figuren der Porträts wiederum in unserer eigenen Realität und lädt uns ihrerseits in ihre Welt der vielfältigen Möglichkeiten ein. Biografie Sin Wai Kin (1991, Toronto) hatte Einzelausstellungen und Performances in der Fondazione Memmo, Rom (2023), im Somerset House, London (2022), im Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2022), im Museum für zeitgenössische Kunst, Zagreb (2020) und im Taipei Contemporary Art Centre, Taipeh (2018). Ihre Arbeiten wurden in bedeutenden Gruppenausstellungen präsentiert, wie im Doosan Art Center, Seoul (2022), in der Tate Liverpool (2022), im ICA, Los Angeles (2022), in der Shedhalle, Zürich (2021), im Jameel Arts Centre, Dubai (2021) und in der Hayward Gallery, London (2019). Ihre Arbeiten befinden sich in bedeutenden Sammlungen, wie im British Museum - Prints and Drawings Department, London, dem Buffalo AKG Art Museum, Buffalo und dem M+ Museum, Hongkong. Sin Wai Kin lebt und arbeitet in London. Kuratorinnen: Marie-Noëlle Farcy, assistiert von Carlotta Pierleoni Baloise Art Prize 2023: Der Baloise Art Prize wird in jedem Jahr an zwei Künstler der Abteilung Statements auf der Kunstmesse Art Basel vergeben. Dieser 1999 gegründete Preis zeichnet Nachwuchskünstler aus und finanziert die Schenkung eines oder mehrerer ihrer Werke an die beiden Partnermuseen. Seit 2015 ist das Mudam eines dieser beiden.
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A Model

Mudam Luxembourg

Jeder von uns hat eine Vorstellung davon, was ein Museum für zeitgenössische Kunst alles sein sollte. Den Gründern des Mudam Luxemburg zum Beispiel schwebte ein Museum vor, das verschiedene Bereiche des zeitgenössischen Schaffens wie Kunst, Design und Architektur umfassen würde. Heute sehen die einen das Mudam als Ausstellungsort für moderne Kunst, während andere es eher als Schaufenster für das luxemburgische Kunstschaffen betrachten. Wieder andere verstehen es als einen Raum für Gemeinschaftlichkeit, Offenheit, Veranstaltungen jeglicher Art oder experimentelle Praktiken. Im Wesentlichen besteht die Rolle des Museums darin, Erzählungen über Kunstwerke, Künstler·innen, Epochen und Orte zu sammeln, zu untersuchen und gegebenenfalls zu revidieren. Der Internationale Museumsrat (ICOM) definiert das Museum als „nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“ Die Ausstellung A Model beschäftigt sich mit der Rolle des Museums zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Sie begreift die Institution als einen lebendigen und sensiblen Ort, der sich zeitgenössischen Debatten öffnet. Sie untersucht die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn museale Bestände als aktive und performative Umgebungen verstanden werden. Die Künstler·innen in A Model wurden eingeladen, neue Arbeiten zu konzipieren oder in einen Dialog mit ausgewählten Werken der Sammlung zu treten. Darüber hinaus lädt A Model die Besucher·innen ein, mit dem Team des Mudam über Ihre Vorstellungen für das Museum zu diskutieren. Die Ausstellung ist unter anderem von Palle Nielsens Projekt The Model – A Model for a Qualitative Society inspiriert. Mit seiner erstmals 1968 im Moderna Museet in Stockholm gezeigten Installation in Form eines für Kinder frei zugänglichen Abenteuerspielplatzes innerhalb des Museums wollte der dänische Künstler und Aktivist dazu beitragen, dass die Institution sich der Außenwelt öffnet. Die Ausstellung A Model ist das zweite Kapitel eines dreiteiligen Projekts, das vom 1. Dezember 2023 bis zum 8. September 2024 stattfindet. Sie folgt auf A Model: Prelude – Rayyane Tabet. Trilogy und wird mit A Model: Epilogue – Jason Dodge. Tomorrow, I walked to a dark black star ihren Abschluss finden. Kuratorin: Bettina Steinbrügge Assistiert von: Sarah Beaumont, Clément Minighetti und Joel Valabrega Forschungsteam: Tess Mazuet, António Mendes, Carlotta Pierleoni, Jade Saber Künstler: Alvar Aalto, Sophia Al Maria, James Richmond Barthé, Nina Beier und Bob Kil, Tomaso Binga, Anna Boghiguian, Andrea Bowers, Robert Breer und Pontus Hultén, Matilde Cerruti Quara, Ali Cherri, Tony Cokes, Nayla Dabaji, Jason Dodge, Claire Fontaine, Matthew Angelo Harrison, General Idea, María Jerez und Edurne Rubio, Isaac Julien, Marysia Lewandowska, Hanne Lippard, Renzo Martens, Melvin Moti, Oscar Murillo, Palle Nielsen, Khandakar Ohida, Daniela Ortiz, Walid Raad, Finnegan Shannon, Krista Belle Stewart, SUPERFLEX, Rayyane Tabet, Su-Mei Tse, Nora Turato, Dardan Zhegrova Die Ausstellung wird unterstützt von: Banque Degroof Petercam Luxembourg Dank an: The Danish Arts Foundation, Carlsberg Foundation, Peintures CIN, Colors by Tectone
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The Collective Laboratory

Mudam Luxembourg

Mudam Luxemburg präsentiert The Collective Laboratory, ein experimentelles und zeitlich offenes Projekt, das die Ausstellungssäle im Obergeschoss des Mudam in einen Ort für Künstler- residenzen verwandelt. Sechs unabhängige Verlags- und Performancekollektive aus verschiedene Europäischen Städten wurden eingeladen, die leeren Säle sieben Wochen lang mit Leben zu füllen. Dieses Projekt stützt sich auf die lange Geschichte der Zusammenarbeit von Künstlern, die ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Ideen austauschen, um ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen. Während des gesamten Mittelalters bis zur Renaissance arbeiteten Künstler und Kunsthandwerker in Zünften zusammen, um Werke herzustellen, wobei eine individuelle Urheberschaft oft abgelehnt wurde. Im 20. Jahrhundert wurde die Bildung von Kollektiven mit Avantgarde- Gruppen wie den Dadaisten und den Konstruktivisten, die den Mythos des einsamen und genialen Künstlers in Frage stellen wollten, zu einem politischen und kreativen Projekt per se. Diese alternativen Methoden des Kunstschaffens setzten sich bis über die jüngste Jahrhundertwende fort und erstreckten sich auch auf kuratorische und publizistische Praktiken. The Collective Laboratory findet zu einer Zeit statt, in der sich Künstler zunehmend kollaborativen Ansätzen zuwenden, um institutionelle Modelle und Methoden zu überdenken, umzugestalten und zuweilen zu umgehen. The Collective Laboratory zielt darauf ab, aufstrebende Kollektive zu unterstützen und ihnen die Infrastruktur sowie die finanziellen und materiellen Ressourcen zur Verfügung stellt, zu denen sie oft keinen Zugang haben, und dabei gleichzeitig ihren Ansatz zu teilen, die Nutzung institutioneller Räume und Ressourcen neu zu überdenken. The Collective Laboratory ist auch eine konkrete Antwort auf die Knappheit an Räumen für Künstlerresidenzen und Ateliers weltweit und in Luxemburg im Besonderen. Ganz im Sinne des von der Kuratorin und Kunsthistorikerin Clémentine Deliss geprägten Begriffs vom „metabolischen Museum“ beabsichtigt The Collective Laboratory für eine Zeit lang die statische Funktion des Ausstellungssaales als Ort der Präsentation zu unterwandern und sie in einen lebendigen Ort der künstlerischen Produktion zu verwandeln: die Ostgalerie, die den an Performances arbeitenden Kollektiven vorbehalten ist, wird ein dynamischer Raum für offene Proben und andere Happenings. Das Kollektiv gobyfish verwandelt die Galerie in ein Lebensmittellabor, in dem sie mit uralten Konservierungstechniken experimentieren, während crème soleil ein bestehendes Tanzstück an den Museumskontext anpasst. OMSK Social Club entwickelt eine fiktive Welt, in die einzutauchen die Besucher des Mudam eingeladen sind. Gleichzeitig beherbergt die West- galerie die hinter den Kulissen vor sich gehenden und daher oft unsichtbaren ablaufenden Prozesse unabhängiger und redaktioneller Arbeit (Forschung, Schreiben, Übersetzung, gemeinsames Lesen), die es der Verlagsarbeit ermöglichen, in den Dialog mit anderen Disziplinen zu treten. moilesautresart betreibt Forschung für ihre nächste Veröffentlichung, die sich mit geologischen, virtuellen und metaphorischen Löchern befasst. Die beiden folgenden Kollektive-in-Residence erkunden jeweils den Übergang zwischen ihrer digitalen und analogen Existenz aus verschiedenen Blickwinkeln. Mnemozine lädt das Publikum zu performativen Veranstaltungen ein, die auf technologischer Veralterung basieren, während Éditions Burn~Août ihre Online-Präsenz als Instrument zur freien Verbreitung von Wissen verbessern möchte. Beide Säle bleiben während der Öffnungszeiten des Museums für die Besucher geöffnet, was es ihnen erlaubt, die Arbeit ganz unmittelbar zu verfolgen und Einblicke in den kreativen Prozess zu bekommen, der sonst hinter der glatten Fassade einer Museumsausstellung oder eines Events verborgen bleibt. In beiden Sälen wird eine allmähliche Verwandlung stattfinden, wird doch jedes einzelne der Kollektive sich dort für eine zweiwöchige Residenz mitten im Museum einrichten, den Raum beleben und mit seiner Arbeit aktivieren und Spuren seines Aufenthaltes hinterlassen, was womöglich zu einer Ausstellung mit offenem Ende führen wird. Während der Zeit der Künstlerresidenzen werden öffentliche Präsentationen die jeweilige Arbeit der Kollektive vorstellen, mit Events wie Performances, Workshops und Hörsessions, die in enger Zusammenarbeit mit dem Publics Department des Mudam konzipiert wurden. Das einzigartige Format von The Collective Laboratory erlaubt es den Kollektiven, eine Art „Generalprobe“ abzuhalten, ohne dass ihre Arbeit schon vollendet zu sein hat, und dem Publikum, die vielfältigen Aspekte des kreativen Prozesses zu beobachten. Kuratorinnen: Line Ajan und Clémentine Proby Die Kollektive: Éditions Burn~Août (Marseille, Paris, Lyon) crème soleil (Paris) gobyfish (London) Mnemozine (Luxemburg) moilesautresart (Brüssel) OMSK Social Club (Berlin) Das Werk T(( ))mb des OMSK Social Club wurde ursprünglich vom Kunstraum Niederösterreich, Wien 2023, in Auftrag gegeben. Das von moilesautresart entwickelte Projekt ist eine Koproduktion mit dem Frans Masereel Centrum aus Kasterlee. Artist residency – Opening on Thu 30 Nov 2023 | 19h00–21h00

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